2000-05-28 Straßenbahn: Am 28.5.2000 wurde die kurze Neubaustrecke S-Bf. Warschauer Straße-U-Bf. Warschauer Straße eröffnet.

Am 28.5.2000 wurde die kurze Neubaustrecke S-Bf. Warschauer Straße-U-Bf. Warschauer Straße eröffnet.

(Quelle: Berliner Straßenbahn-Chronik Band II: Die „Elektrische“ bei der BVG 1929 bis 2015; Hilkenbach, Kramer; Verlag Gesellschaft für Verkehrspolitik und Eisenbahnwesen e.V. (GVE), Berlin, 2015)

Festliche Eröffnung der Straßenbahnverbindung über die Warschauer Brücke – zwischen Revaler und U-Bahnhof Warschauer Straße fährt die erste Zweirichtungs-Staßenbahn

26.05.00, Pressemitteilung
Mit einem kleinen Fest für die Berliner eröffnen der
Senator für Stadtentwicklung, Peter Strieder, zusammen
mit dem Vorstandsvorsitzenden der BVG, Rüdiger vorm
Walde, nach knapp einjähriger Bauzeit am Sonntag (27.
Mai, 11.00 Uhr) die Straßenbahnverbindung über die
Warschauer Brücke.

Damit geht in Berlin zwischen der
Revaler Straße und dem U-Bahnhof Warschauer Straße
auch die erste der Zweirichtungs-Straßenbahn in
Betrieb.

Bereits 1901 gab es eine 2,2 km lange
Straßenbahnverbindung, die über die Warschauer
Brücke zur Frankfurter Allee und zum Zentralviehhof fuhr.
Es handelte sich um die Bahn der damaligen Hochbahn
AG von Werner von Siemens. Zur besseren Anbindung
seiner U-Bahn hatte Siemens eine Straßenbahn vom
U-Bahnhof über die heutige Revaler Straße zum
Frankfurter Tor geführt. Schon zum Beginn des
Jahrhunderts gab es also einen Verkehrsknotenpunkt,
der die einzelnen Verkehrsträger S-, U-, Stra-ßenbahn
und Bus verknüpfte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es
bereits im September 1945 wieder möglich, die
Straßenbahnlinie 4 von der Elbinger Straße bis zur
Warschauer Brücke in Betrieb zu nehmen. In Folge des
Mauerbaus wurden die Verbindungen unterbrochen. Die
U-Bahn und die westlichen Straßenbahnlinien endeten
am Bahnhof Schlesisches Tor bzw. in den Straßen vor
der Mauer. Auf östlicher Seite wurde die Straßenbahn
über die Warschauer Brücke zurückgezogen und über
eine neue Wendeschleife am Helsingforser Platz
geführt.

Nach der Wende entwickelte sich der
Verkehrsschnittpunkt der U-Bahn und S-Bahn an der
Warschauer Brücke rasch zu einem der belebtesten
Umsteigepunkte im Berliner Nahverkehr. Allerdings
mussten Umsteiger zur Straßenbahn mehr als 300
Meter – etwa eine durchschittliche
S-Bahn-Haltestellenlänge – in Kauf nehmen. Die
Warschauer Straße ist derzeit Bestandteil des
Hauptverkehrsstraßennetzes und zusätzlich Teil des
inneren Stadtringes, der der Umleitung des
Durchgangsverkehrs um die Innenstadt dient. Hier
verkehrt auch die Buslinie 147, durch die die Halbinsel
Stralau und das Wohngebiet um die Weberwiese an
den S- und U-Bahnhof Warschauer Straße ange-bunden
wird. Die heutige Situation entspricht – ausgenommen
die der Straßenbahn – weitestgehend der
Verkehrserschließung von vor 1960.

Senator Strieder: „Mit der Inbetriebnahme des neuen
Straßenbahn-Teilstücks sind wir dem Ziel, das Fahren
mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln durch die
Verbesserung von Umsteigemöglichkeiten und
Anschlüssen in alle Himmelsrichtungen Berlins zu einer
echten Alternative für den Individualverkehr
weiterzuentwickeln, ein weiteres Stück
nähergekommen. Die Straßenbahn fährt jetzt unmittelbar
an den U-Bahnhof heran und in nur 40 Metern sitzt der
Fahrgast in der nächsten U-Bahn. Auch der Weg zur
S-Bahn konnte durch eine neue Haltestelle in Richtung
Norden auf ca. 160 Meter verkürzt werden. Davon
werden rund 1 Mio. Fahrgäste pro Jahr profitieren. Dem
Verständnis der Berliner Bürgerinnen und Bürger
während der Bauarbeiten sei nochmals ausdrücklich
gedankt.“

Rüdiger vorm Walde: „Diese Verbesserung wurde vor
allem durch die Anschaffung von sogenannten
Zweirichtungs-Wagen möglich. Bisher gibt es im
Berliner Straßenbahnbetrieb vorwiegend
Einrichtungswagen, die nur einen Fahrerstand an der
Spitze des Zuges und Türen auf der rechten Seite des
Wagens vorweisen. Diese Wagen benötigen aber an
den Endstellen immer eine Wendeschleife, die im
dichten innerstädtischen Bereich nur schwer einzubauen
sind. Mit den neuen Wagen, die an beiden
Fahrzeugenden jeweils einen Fahrzeugstand und Türen
an beiden Seiten haben (ähnlich wie bei S- und
U-Bahnzügen) braucht man keine Wendeschleifen mehr.
Es reicht ein einfaches Kehrgleis aus, an dem der
Fahrer lediglich von einem Fahrerstand zum anderen
wechselt und der Wagen nun in der anderen Richtung
wieder zurückfahren kann.“

Die Realisierung der Baumaßnahme erfolgte in zwei
Bauabschnitten. Im Sommer 1999 wurde die durch die
Brückenkonstruktion vorgegebene Einbautiefe von nur
10 cm erforderliche Sonderkonstruktion auf der Brücke
installiert. Insgesamt wurden 470 m Gleis auf der Brücke
verlegt. Der zweite Bauabschnitt erfolgte im Mai 2000. In
dieser Zeit wurden der gesamte Erdbau und die
Entwässerung vorgenommen, sowie 500 m Gleis, drei
Weichen und eine Kreuzung eingebaut. Gleichzeitig
wurden ein neues Gleichrichterwerk, 36
Fahrleitungsmasten sowie 2200 m Fahrleitungsdraht
und 6100 Bahnstromkabel verbaut. Darüber hinaus
mussten die Straßen der neuen Situation angepasst
werden. Die Gesamtkosten der
Straßenbahnneubaustrecke, einschließlich der
Erschließungs- und Ingenieurkosten, belaufen sich auf
13,1 Mio DM.

Da bisher nicht ausreichend Zweirichtungswagen für die
Linie 23 zur Verfügung stehen und die Kehranlage aus
Platzgründen nur Fahrzeuge der Linie 20 aufnehmen
kann, endet die Linie 23, wie bisher, an der Schleife
Revaler Straße/Helsingforser Platz. Die Linie 20 wird ab
sofort durchgehend über 24 Stunden betrieben und
bietet somit auch in den Nachtstunden gute
Verbindungen zwischen U-Bahn, S-Bahn und
Straßenbahn.

(Quelle: Landespressedienst, abgerufen am 15.04.2022 unter: https://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuell/pressebox/archiv_volltext.shtml?arch_0005/nachricht432.html )