2001-05-01 Bahnindustrie: Bombardier kauft Adtranz

Die Kanadische Bombardier-Gruppe hat für 1,5 Milliarden DM vom Daimler-Chrysler-Konzern den Schienenfahrzeughersteller Adtranz gekauft. Die Firma Bombardier hatte 1995 schon Talbot in Aachen und 1998 die Deutsche Waggonbau (DWA) übernommen. Am größten Standort von Adtranz – in Hennigsdorf – wird jetzt ein weiterer Stellenabbau befürchtet.

(Quelle: BVB 09/00, BVB 06/01)

In den letzten Monaten hat es in der deutschen Schienenfahrzeug-Industrie eine wesentliche Veränderung gegeben, die letztlich auch Auswirkungen auf den Schienenfahrzeugbau im Berliner Raum haben wird. Die Konzern-Mutter Daimler-Chrysler in Stuttgart verkaufte im August 2000 den Schienenfahrzeug-Hersteller Adtranz für rund 1,6 Milliarden DM (725 Mio. US-S) an den kanadischen Bombardier-Konzern; am 1. Mai 2001 fand die tatsächliche Übernahme statt.

Die Firma Adtranz war am 1. Januar 1996 nach Zusammenlegung der Bahnsparten der beiden Konzerne Daimler-Benz (AEG Schienenfahrzeuge) und ABB Asea Brown Boveri entstanden. Der Konzern ABB war seinerseits im Januar 1988 zustandegekommen durch Zusammenschluß der schwedischen Asea-Gruppe und der Schweizer Firma Brown Boveri und Cie. (BBC, Zürich). Zu der vormals in Mannheim ansässigen deutschen ABB-Gruppe gehörte die insbesondere im Lokomotiv- und Triebwagenbau tätige Firma Henschel (Standort Kassel).

Der Schienenfahrzeugstandort Hennigsdorf, der ursprünglich der AEG gehörte und zu Zeiten der DDR als „Kombinat VEB Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke (LEW) ‚Hans Beimler Hennigsdorf“ firmierte, wurde nach einem Zwischenspiel bei der Treuhand – im November 1991 wieder von der AEG (diese inzwischen Tochter des Daimler-Benz-Konzerns) übernommen. Neben Hennigsdorf besitzt Adtranz in Deutschland noch Standorte in Siegen, Braunschweig, Frankfurt (Main), Kassel, München, Nürnberg und Mannheim. Der Standort Nürnberg ist allerdings als Werk bereits geschlossen worden. Adtranz stellt ICE Züge, Elektro- und Diesellokomotiven sowie Nahverkehrs-Triebwagen (S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn) her. Daneben werden insbesondere im Ausland auch komplette Bahntechniksysteme angeboten.

Der kanadische Bombardier-Konzern hat seinen Sitz in Montreal. Er produziert Regional- und Geschäftsflugzeuge sowie Schienenfahrzeuge. Die Bahnsparte „Bombardier Transportation“ hat ihren Sitz in Saint-Bruno (Quebec) und beschäftigt weltweit rund 16 000 Mitarbeiter. In Deutschland wurden im Jahr 1995 der Schienenfahrzeugproduzent Talbot in Aachen und 1998 die Deutsche Waggonbau (DWA) in Berlin übernommen. Talbot und DWA haben gegenwärtig rund 4500 Beschäftigte. Im Jahr 2000 erwirtschaftete die gesamte Bahnsparte von Bombardier einen Umsatz von 4,3 Milliarden DM.

(Quelle: BVB 08/01)