„Sehr geehrter Herr Bundesminister, sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, meine verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zur Eröffnung eines der wichtigsten Verkehrsbauten nach der Wiedervereinigung der Stadt. Mit der Freigabe des Tunnels Tiergarten-Spreebogen haben wir gleichzeitig miteinander Gelegenheit zu der Feststellung, dass Berlin auch weiterhin wichtige verkehrspolitische Projekte plant, baut und fertig stellt.
Der Bau des Tiergartentunnels ist Teil des umfassenden Verkehrskonzeptes des Berliner Senats. Wir haben in Berlin gelernt, dass Verkehrsprobleme in großen Städten nicht einfach und einseitig zu lösen sind. Und dies vor allem dann nicht, wenn wir wollen, dass einerseits der wichtige Wirtschaftsverkehr fließen kann, auf der anderen Seite aber der Verkehr die Menschen nicht aus der Innenstadt an die Peripherie verdrängt.Um dies zu erreichen, gibt es keinen einfachen Weg. Die Fehlentwicklungen überholter Planungen einer „autofreien Stadt“ haben genauso wenig mit einer wirklich zukunftsgerechten Verkehrspolitik zu tun wie schnell dahin gesagte Forderungen nach der Sperrung der Innenstädte. Zukunftsfähige Verkehrpolitik bedeutet heute vor allem, Mobilität für alle zu gewährleisten – für diejenigen, die das beruflich brauchen, wie auch für diejenigen, die sich privat in der Stadt bewegen. Dabei ist der PKW inzwischen nicht mehr das alles beherrschende Fortbewegungsmittel, aber eines, das für die Organisation von Stadt auch weiterhin von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist. Intelligente Verkehrslösungen bedeuten also, die unterschiedlichen Verkehrsträger zu optimieren, wie auch die Innenstädte gesund und lebenswert zu gestalten.
Der Tunnel, den wir heute eröffnen, leistet vor diesem Hintergrund einen wichtigen Beitrag, weil hierdurch ein wichtiger Bereich der Berliner Innenstadt – der Tiergarten und das Regierungsviertel wie auch die Umgebung der „Linden“ – vom Durchgangsverkehr befreit werden. Wir sind damit unserem Ziel, die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten, einen Schritt näher gekommen. Der Tunnel ist eine intelligente Antwort auf die Frage, wie wir die unvermeidbaren Verkehrsmengen zielgerichtet und gebündelt ans Ziel bringen und gleichzeitig den Aufenthalts- und lebenswert im Tiergarten und im gesamten Spreebogenareal erhöhen. Zukünftig haben wir Gelegenheit, vom Potsdamer Platz direkt in den Tiergarten zu gelangen, wenn die Entlastungsstraße entwidmet sein wird. Dieses Provisorium, das sich wie viele Provisorien als besonders langlebig herausgestellt hat, nämlich über 40 Jahre, ist endlich überflüssig geworden. Schließlich, und darauf haben wir stets besonderen Wert gelegt, handelt es sich hier nicht nur um den längsten Stadtstraßentunnel Deutschlands. Nein, der Tunnel ist vor allem auch mit der modernsten Sicherheitstechnik ausgestattet. Hier ist Pionierarbeit geleistet worden – die allerdings auch der Grund für die zeitliche Verzögerung bei der Fertigstellung war. 112 Kameras übertragen Bilder aus allen Bereichen in die Tegeler Tunnelleitzentrale, 64 Detektoren zählen alle Fahrzeuge, 17 Hörfunksender und alle Mobilfunknetze lassen sich empfangen, 258 Ampeln und Verkehrszeichen, 430 Lautssprecher, 1 085 Leuchten, Fluchttüren, Brandmelder und vieles mehr sorgen für Sicherheit und im Notfall für Rettung.
Für den Tunnel wurden rund 850 000 Kubikmeter Erdreich ausgehoben – stellen Sie sich einen Quader von etwa 170 Meter Höhe auf der Fläche eines Fußballfeldes vor. Die Fläche des Tunnels entspricht der von etwa10 Fußballfeldern – aneinandergereiht auf 2,4 Kilometern Länge. Es entstanden zwei rechteckige, durch eine Mittelwand getrennte Tunnelröhren mit vier Ein- und Ausfahrten – im Norden von und zur Heide- und Invalidenstraße, im Süden am Kemperplatz zur Tiergartenstraße sowie zum Schöneberger- und zum Reichspietschufer – und eine gesonderte Ausfahrt zur Tiefgarage des Hauptbahnhofs – Lehrter Bahnhof. Gleichzeitig wurde eine Verbindung zum Potsdamer Platz geschaffen – zwei LKW-Zufahrten für das Sony Center und das Debis-Hochhaus. Rund elf Jahre und 390 Millionen Euro brauchte es, bis der Tunnel sich nun in das Verkehrsnetz der Stadt einfügen kann. Rund 300 Firmen mit Tausenden von Mitarbeitern waren an dem Bau beteiligt. Wenn jetzt der Tunnel von den Berlinerinnen und Berlinern befahren wird, verändern sich viele Verkehrsströme.
Wir werden ein paar Monate brauchen, um uns an diese neue leistungsfähige Straße zu gewöhnen. Das eigentliche Durchfahren des Tunnels wird anfangs noch ungewohnt sein. Ich bitte deshalb jeden Fahrer und jede Fahrerin um erhöhte Aufmerksamkeit. Auch wenn es viele reizt, sofort den Tunnel zu testen, sollten alle Berlinerinnen und Berliner sich Zeit lassen. Denn wenn alle auf einmal kommen, sind auch die Kapazitäten des besten Tunnels bald erschöpft. In vieler Hinsicht hat Berlin ab heute einen Straßentunnel der Superlative.
Berlin ist damit um eine – unterirdische – Attraktion reicher. Ich bin zuversichtlich, dass sich die lange Zeit der Geduld gelohnt hat und der Tunnel sich auch im Alltag bewähren wird.“